Gewichtsobergrenze für Reiter

Wenn wir für unseren nächsten großen Wanderurlaub einen neuen Rucksack brauchen, geht die Suche los: Ergonomische sowie verstellbare Schulterpolster und Gurte, leichtes Eigengewicht bei möglichst großem Volumen, nicht zu vergessen natürlich die passende Farbe. Kurz gesagt, wir suchen uns genau das Modell aus, was perfekt auf unsere Bedürfnisse ausgerichtet ist. Und wenn uns nach der ersten Tour auffällt, dass der Rucksack doch nicht so perfekt ist, wie wir dachten, tauschen wir ihn um oder kaufen uns eben einen neuen.
Ihr fragt euch nun, was der überspitzt beschriebene Rucksackkauf mit dem Reiten und unseren Pferden zu tun hat?

Rucksack? ...

Das möchten wir gerne näher erläutern und als kleinen Gedankenanstoß nutzen:
Unsere Pferde suchen sich ihre „Rucksäcke“ (Reiter/innen) nicht selber aus. Sie müssen mit den Modellen leben, die wir als Pferdebesitzer und Trainer ihnen aussuchen. Aber das, was unsere Pferde tragen können, ohne dass es ihnen schadet, hat Grenzen. Hier kommt das Stichwort „Gewicht“ ins Spiel. Verschiedene aktuelle Studien der letzten Jahre zeigen: Das optimale Reitergewicht inklusive Ausrüstung beträgt in etwa 10% des Pferdegewichts. Bei einem durchschnittlichen 600kg-Pferd sind das 60 Kilo. Bis zu 15% Prozent können Pferde bei gut ausbalanciert sitzenden Reiter/innen noch gut verkraften, darüber hinaus zeigten die Pferde in Versuchen bereits Lahmheiten und irreversible Schäden in Muskulatur und Knochenstruktur. Zudem wurde ersichtlich, dass das Stresslevel der Pferde bei schwerem Reitergewicht deutlich erhöht ist.

Diese Erkenntnisse lassen uns schlucken. Man muss nicht mathematisch begabt sein um festzustellen, dass unseren Pferden oft mehr zugemutet wird, als ihnen guttut. Hier sind wir in der Verantwortung!
Grundsätzlich gilt natürlich: Das Gewicht allein reicht als Kriterium, ob der „Rucksack“ für das Pferd geeignet ist, nicht aus! Letztlich kommt es auch auf die Proportionen sowie den Trainingszustand des Pferdes an, auf die Körperspannung und das reiterliche Können. Auch ein gut sitzender Sattel hat einen wesentlichen Einfluss auf die Gewichtsverteilung und Belastung des Pferderückens.
Im Übrigen sind große, schwere Pferde nicht automatisch auch als Gewichtsträger geeignet. Quadratisch gebaute Pferde mit kurzem Rücken, dicken Röhrbeinen und breiter Lendenpartie können im Verhältnis zur Körpergröße mehr Gewicht tragen als rechteckig gebaute Pferde mit langer, schmaler Rückenpartie.
All diese Gegebenheiten machen uns bewusst, dass wir noch mehr auf die Gesundheit unserer Pferde schauen müssen. Wir möchten, dass sie auch mit über 20 Jahren noch fit und gesund sind. Wir suchen für sie den passenden „Rucksack“ aus!


Daher haben wir uns entschieden, für unsere Pferde eine Gewichtsobergrenze von 80 kg Reitergewicht festzulegen. Dieses heikle Thema und die Entscheidung dazu ist uns wahrlich nicht leicht gefallen und uns liegt es sehr am Herzen, niemanden wegen seines körperlichen Zustandes vor den Kopf zu stoßen. Aus Gründen der Fairness können wir jedoch nur jeden ermutigen, die eigene Fitness den Pferden zuliebe zu hinterfragen und daran zu arbeiten.
Wir wünschen uns, dass diesem Schritt Verständnis und Zuspruch entgegen gebracht wird. Keiner sollte sich gezwungen fühlen, abzunehmen. Es ist ein Gedankenanstoß: Unser schöner Sport soll allen Beteiligten Freude bereiten und wir sind uns sicher, dass unsere Pferde sich dankbar zeigen werden. Wenn wir alle ehrlich in uns hineinhören, wollen wir nämlich keine unbequemen, lästigen Rucksäcke sein, sondern mit Leichtigkeit und Freude mit dem Pferd arbeiten und harmonieren.

Solltet ihr euch momentan nicht fit genug zum Reiten fühlen, aber dennoch nicht auf den Kontakt zu den Pferden verzichten wollen, planen und erarbeiten wir gerade Bodenarbeitskurse für euch. Bei Interesse daran dürft ihr euch gerne melden.

Herzlichen Dank, dass ihr euch für’s Durchlesen zu diesem wichtigen Thema Zeit genommen habt!

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Bisher geplante Termine beim Reiterhof Schober und Reitclub Neukirchen.